Die Weinbau-Bruderschaft Oberbreisig a.G. stellt sich vor


Die Weinbau-Bruderschaft Oberbreisig a.G. („auf Gegenseitigkeit„)

Im Winter 2003 hat sich auf der Schäferhütte von Oberbreisig eine Gruppe gestandener Herren getroffen, um die Weinbau-Bruderschaft Oberbreisig zu gründen. Die Fläche unterhalb und rund um das Oberbreisiger Ausflugslokal "Schäferhütte" der sog. Elzenberg, ist seit Alters her als Weinbaugebiet bekannt.

Das Gründungstreffen der Weinbaubruderschaft a.G. am 09-03.2003

                       v.l.n.r: Werner Schäfer, Peter Eschke, Hans Hollederer, Rolf Henzgen und Robert Hoss.   Nicht auf dem Foto: Fotograf: Bernd Lang,                        sowie Volker Bodenbach,   weil erkrankt. Ganz rechts: Thomas Nelles, Profi-Winzer aus Heimersheim, (berät die Hobby-Winzer).

Die Ursprünge

Die Spuren des Weinbaus im Breisiger Ländchen gründen im Dunkel der Geschichte. Die Weinzins-Eintragungen im Oberbreisiger Pfarrarchiv beginnen im 14. Jahrhundert und sind auch in den folgenden Jahrhunderten häufig. Aber das Stift in Essen war etwa seit dem Jahr 1000 Landesherr des Breisiger Ländchen, und als „Hauptinteresse„ des Essener Stifts und des an der Weinernte aus Breisig gleichberechtigten Stifts St. Florin in Koblenz für diesen Bereich wird der Bezug von Wein aus ca. 30 Morgen Land an den Hängen des Franken-, Vinxt- und Brohltals sowie in den Weingärten in der Rheinebene um Brohl und Niederbreisig (z.B. wo heute der Zentralparkplatz ist) angesehen. Im Jahr 1423 wurde dieses Land von 67 Zehntpflichtigen bewirtschaftet.

Noch um 1890 war der südöstliche Abhang des Elzenberges ein einziger schöner Weingarten. Der Name „Elzenberg„ weist auf einen ursprünglich besonders auffälligen Bestand an Ebereschen hin. Unter Kennern hat seinerzeit der 1893er Elzenberger als besonders feiner Tropfen gegolten. Bekannte Weinlagen am Elzenberg waren: „Auf der Beun„ – „In der Himmelsgasse„ – „Im Taubenrähchen„ (Rech = Abhang, von althdt „rig„ = „Berg„) – „Schäfersberg„ – „Im Elsaß„ – „Am Sonnenhang„.

Das vorläufige Ende

Der Niedergang des Weinbaus in Breisig erfolgte in mehreren Stufen. Im Jahr 1857 scheiterte die Initiative des Landrats zu Ahrweiler, in Niederbreisig durch die Gründung eines Winzervereins eine bessere Wirtschaftsweise und damit auch eine größere Wertschöpfung zu erreichen, an der fehlenden örtlichen Einsicht, weil, wie eine amtliche Quelle erläutert, „in hiesiger Bürgermeisterei der Weinbau ... als sogenanntes Nebengeschäft behandelt wird und die Trauben durch die hier bestehende Weinhandlung ... meistens aufgekauft werden„. Dementsprechend blieb nicht nur die Anbaufläche insgesamt, sondern auch der Ertrag aus den bestehenden Anbauflächen gering. Noch im Jahr 1895 wurden in Niederbreisig 290 hl (Hektoliter) Weiß- und 63 hl Rotwein geerntet, im Jahr 1897 waren es dagegen nur noch 30 hl Weiß- und 2 hl Rotwein. Der Reblausbefall machte den Weinbauern sehr zu schaffen. Im Jahr 1909 ordnete der Landrat zu Ahrweiler eine Reblausbekämpfung an. Im Jahr darauf (1910) waren nur ca. 8,5 ha, im Jahr 1922 waren nur noch ca. 1,5 ha Weinberge in Nutzung.

In Oberbreisig kam es (erst) im Jahr 1897 zur Gründung eines Winzervereins. Hier konnte sich der Weinbau knapp 15 Jahre länger als in Niederbreisig halten. In den 1930er Jahren wurde der Weinbau gefördert, die letzte Anpflanzung am Elzenberg für das Jahr 1934 dokumentiert. Zum Ende des Weinbaus hat schließlich, abgesehen vom geringen Verdienst aufgrund der wenigen Anbauflächen und aufgrund der Verdrängung des Weinbaus durch besser bezahlte bzw. regelmäßige Erwerbsmöglichkeiten in Gewerbe und Industrie, die Reblaus beigetragen. In lokalen Gesprächen wird heute gelegentlich davon gesprochen, dass die Reblaus von Weinbergen außerhalb von Breisig, die schon länger Reblausbefall hatten, aus Wettbewerbsgründen nicht ganz zufällig herüber gekommen seien, allerdings werden keine konkreten Fakten genannt. Jedenfalls wurde die Reblaus auf dem Elzenberg von der „Reblauskommission„ („Reblaushähre„) Ende der 1930er Jahre festgestellt. Die Folge war eine radikale Vernichtung der Weinberge mit Hacken und vielen Fässern Petroleum auf einem großen Komplex. Versteckt sollen sich einzelne Weinstöcke bis Ende der 1940er Jahre gehalten haben, dann aber waren auch sie verschwunden. Seitdem hat im Breisiger Ländchen kein Weinbau mehr stattgefunden. Vereinzelt haben in den letzten Jahrzehnten Hausbesitzer ihr Anwesen mit Kletterwein geschmückt oder im Garten einige wenige Stöcke angepflanzt.

Seit 2003 wieder Weinanbau am Elzenberg

Weinanbau ist heutzutage europäisch geregelt. Bad Breisig liegt nicht mehr in einem anerkannten Weinanbaugebiet. Die Weinbau-Bruderschaft Oberbreisig nutzt deshalb eine Sonderregelung des Weinrechts: Demnach sind für den Eigenbedarf bis zu 100 qm Weinanbaufläche pro Nutzer erlaubt und müssen nicht angemeldet (genehmigt) werden

Hobbywinzer im Einsatz (1)

Im April 2003 wurden die ersten einhundert Weinstöcke eingepflanz und damit der obere Teildes heutigen Weingarten am Elzenberg angelegt.                          v.l.n.r: Rolf Henzgen, Joachim Krämer, Hans Hollederer, Peter Eschke und Robert Hoss.

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Treffen mehrere solcher Hobbywinzer zusammen, müssen die einzelnen Weinanbauflächen deutlich voneinander getrennt sein. Der Wein aus diesem Anbau darf nicht verkauft werden. Derzeit sind am Elzenberg zwei solche Kleinstflächen mit der Rebsorte „Blauer Spätburgunder„ (franz.: „Pinot noir„) angelegt, aber auch durch eine Blumen- und Kräuterreihe deutlich getrennt, so dass durch Flächenzusammenlegung keine neue Weinlage entstanden ist. Übrigens wurde im Breisiger Ländchen der „Blauer Spätburgunder„ damals unter der Bezeichnung „Klebrot„ angepflanzt. Um einen neuerlichen Reblaus-Befall zu verhindern, sind die Rebstöcke auf resistenten Unterlagen gepfropft. Die Rebstöcke werden mehrmals im Jahr gegen Mehltau-Befall gespritzt. Der Boden wird mit Stroh abgedeckt, um die Wildpflanzen kurz zu halten. In regelmäßigen Abständen wird der Wurzelbereich der Reben mit Kompost- oder Stallmisthumus abgedeckt. Wildwachsende Pflanzen oder gar Wildkräuter werden nur dort entfernt, wo sie die Weinrebe behindern.

Hobbywinzer im Einsatz (2)

Im August 2004 wurde ein Schild aufgestellt, um dem allgemeinen Informationsbedarf  mit dem notwendigen Schuß Selbstironie zu enstsprechen.                     (v.l.n.r. Vor dem Fotoapparat: Hans Hollederer, Volker Bodenbach, Peter Eschke, Robert Hoss, Werner Schäfer,                                                hinter dem Fotoapparat: Bernd Lang, verhindert: Rolf Hensgen

 

Wiederholt wurden seltene Arten von Käfern oder Blindschleichen festgestellt, was für eine gewisse Artenvielfalt und damit für eine weitgehend intakte Weinbergswelt spricht.

Nach Jahrzehnten Brache wieder ein Weinberg im "Elzenberg"

Alte Pflanzen sind auf dem ersten Teilstück  (100 qm) des neuen "Weinbergs" angegangen und mit Stroh abgedeckt,  um Wildkräuter e.t.c.  zurückzudrängen.    Rechts ist ein Stück Zaun zu sehen, den es an dieser Stelle nicht mehr gibt. Hier wurde im Frühjahr 2004 eine Mauerstufe aus Pflanzsteinen errichtet, an die sich nun ein weiteres 100 qm großes Feld anschließt.

Aufgrund der Waldnähe sind die Vögel sehr an den Trauben interessiert; dementsprechend werden die Stöcke früh mit Netzen abgehangen 

Im April 2004 wurde ein weiteres Weinfeld angelegt.

Dazu wurden ca 15 Bäume und Sträucher(verwilderte Kirschbäume, angeflogene Haselnußsträucher, Weißdorn, Wildrosen bis auf die Wurzelstöcke entfernt. Teilweise mußten weitreichende Wurzelgänge gegraben werden (siehe Bildmitte)  Das Foto verdeutlicht die Steilheit des Hangs, aber auch den schönen Blick auf Oberbreisig. (r. Robert Hoss)